Mieten statt kaufen
Cloudcomputing, das flexible Anmieten von Rechenleistung und Services, ist ein brandheißes Thema. Während die einen den klaren Vorteil darin sehen, Ressourcen zu bündeln und durch Spezialisten stets bestens versorgt zu werden, fürchten Kritiker die Auslagerung. Bei der Überlassung von Kompetenz handelt es sich schlicht um Vertrauenssache. Das ist bei Software genauso wie hinsichtlich Personalbereitstellung.
Wir haben uns bei Johann Höfler, softaware-Kunde und Vorsitzender der Geschäftsführung vom oberösterreichischen Personaldienstleister TTI, umgehört. Er erkennt Parallelen und berichtet von den Erfahrungen seiner Branche.
Welche Motivation bewegt ein Unternehmen dazu, Mitarbeiter zu “leihen”?
Grundsätzlich geht es immer darum, Auftragsspitzen abdecken zu können. Den Ursprung fand die Zeitarbeit in der Industrie. Lange Zeit hatten geliehene Arbeitskräfte aber einen überaus schlechten Ruf: Es hieß, nur derjenige arbeite „auf Leasing“, der eben keine Festanstellung behalten konnte. Dieser Ansatz war damals falsch und ist es heute noch. Das oberste Prinzip unsererseits ist, in einem ausgereiften Feedbackprozess die Mitarbeiter zu evaluieren. Auch wir wollen das beste Service liefern und sicherstellen, dass unsere Dienstleistung hochwertig ist.
Gibt es Bereiche, wo eine Auslagerung von Personal immer noch undenkbar ist?
Nach der Industrie folgten Gewerbe und sämtliche kaufmännische Bereiche. Als ich vor rund 26 Jahren begann, waren externe Arbeitskräfte in der Pflege ein absolutes Tabu. Heute ist das gang und gäbe. Sogar der Staat selbst greift auf Zeitarbeiter zurück; beispielsweise das Finanzamt hat ebenso Auftragsspitzen, in denen zusätzliche Arbeitskraft vonnöten ist. Diese Phasen dauern vielleicht zwei Monate an – und dann ist man erleichtert, wenn man auf perfekt qualifiziertes Personal zurückgreifen kann.
Steigt der Bedarf an Kurzzeit-Auslagerungen?
Schon immer bestand ein Dreiecksverhältnis zwischen dem Arbeiter, dem Personaldienstleister und dem Abnehmer der Leistung. Auftragsspitzen waren damals wie heute da, allerdings gab es früher weniger Anbieter und Arbeiter dafür. Das Verhältnis ist heute gleich dem von 1991, die Beschäftigung insgesamt aber gewachsen.
Ich finde ja schade, dass man nirgends von diesen Beschäftigungshöchstständen liest. Immerhin arbeiten heute mehr Menschen als noch vor zwei Jahren. Leider leben wir in einer sehr negativen Gesellschaft, jeder spricht von Nachteilen. Der Entscheidungsfindungsprozess soll jedoch immer dahingehend orientiert sein, welche Variante die meisten Vorteile bietet.
Bleibt man durch die Flexibilität konkurrenzfähig?
Keiner ist alleine am Markt, alles wird schneller. Ich muss meine Kerndienstleistung in der gleichen Zeit liefern können, wie andere das tun. Dafür kann es schon mal erforderlich sein, Mitarbeiter – oder wie in der Softwarebranche: Programme oder Serverplatz – von jemandem zu mieten, der mir die ideale Lösung zur Verfügung stellen kann.