Auftrittsapplaus! Was Deadlines mit uns machen.
18:50 Uhr. In 10 Minuten beginnt das Konzert. Wir haben gut geprobt, sind vorbereitet – mehr geht natürlich immer. Ein Stück haben wir bereits vor einiger Zeit aus dem Programm genommen, weil krankheitsbedingt Proben ausgefallen sind. Als Chorleiter arbeite ich seit Wochen darauf hin, dass die heutige Aufführung stattfinden kann – weil an ein Verschieben ist nicht zu denken. Ein Sommerkonzert im Oktober wäre komisch.
„An ein Verschieben ist nicht zu denken.“
Dieser Gedanke macht etwas mit mir und meiner Planung. Mein oberstes Ziel ist, dass zum Tag des Konzerts genügend Stücke einstudiert sind und diese in guter Qualität dargeboten werden können. Schon vor der ersten Probe wähle ich daher das Programm sorgsam aus und versuche, den Schwierigkeitsgrad einzuschätzen. Eines der Stücke könnte ich im Zweifelsfall weglassen, falls die Zeit nicht reicht. Das schwierigste Stück beginne ich frühzeitig zu proben, damit ich nicht am Ende überrascht werde. 2-3 Wochen vor dem Konzert weiß ich sicher, dass alles funktionieren wird – ab dann wird schrittweise die Qualität erhöht.
Schauplatzwechsel: Softwareentwicklung. Wie oft geben wir uns selbst harte Deadlines in Projekten? Wie früh erkennen wir, dass die Deadline gefährdet sein könnte? Wie reagieren wir darauf? Im Sinne einer falsch verstandenen Agilität und mangels Konsequenzen passiert es leicht, dass ein anvisierter Fertigstellungstermin mehr oder weniger emotionslos immer weiter nach hinten verschoben wird. Dabei täte es uns gut, auch andere Optionen ernsthaft zu prüfen: Wie würden wir agieren, wenn die Software einfach mit dem aktuellen Sourcecode-Stand pünktlich online geht?
„An ein Verschieben ist nicht zu denken.“
Dieser Gedanke macht etwas mit mir.
Aber jetzt: 19:00 Uhr. Das Publikum applaudiert. Los geht’s.
Anmerkung der Redaktion:
Dieser Artikel wurde verspätet abgegeben. Mangels Konsequenzen.
