Von Software und Bürostühlen
Wie viel kostet ein Bürostuhl? Das kommt darauf an, werden Sie sagen. Es gibt wenige unter 30 €, es gibt viele um 300 €, und wenn Sie 3.000 € ausgeben können, werden Sie auch Anbieter finden. Dazwischen ist alles möglich.
Der Ersatzstuhl, der die meiste Zeit im Eck steht und eher als Ablage denn als Sitzgelegenheit dient, muss keine Armlehnen haben. Wird man auch nie nachrüsten. Billig soll er sein.
Der Drehstuhl, auf dem man acht Stunden täglich sitzt, muss andere Anforderungen erfüllen. Ergonomie, Anpassbarkeit und Design spielen eine Rolle und kosten Geld. Eine Arm- oder Kopflehne kann später vielleicht sogar nachgerüstet werden, aber ob die Rückenlehne verstellbar ist oder nicht – dass entscheidet man beim Kauf für immer. Und dann gibt es noch exklusive Lederstühle. Bestickt mit den Initialen in der Farbe des Unternehmens. Komplett irrational, aber doch irgendwie schön. Erzählt man weiter, wenn man darauf gesessen ist.
Wie viel kostet die Umsetzung eines Features? Wir stehen oft vor einem ähnlichen Problem: manche Anforderungen kann man in zwei Stunden, in zwei Tagen oder in zwei Wochen umsetzen. Natürlich ist es unser Job, die Unterschiede zu erklären und durch Fragen im Vorfeld zu eruieren, welche Variante Sinn macht. Aber nicht selten weiß man erst, was man will, wenn man Platz genommen hat – schwierig, bei individueller Entwicklung, bei der es noch nichts zum Ausprobieren gibt.
Wie also schätzen? Wichtiger als die minutengenaue Auflistung einzelner Anforderungen ist ein realistisches Gesamtpaket, gegenseitiges Vertrauen und eine Flexibilität bei der Umsetzung. Wer nichts ausgeben will, wird härter sitzen. Aber ja, er wird sitzen. Wer mehr Spielräume ermöglicht, wird Begeisterung ernten. Schätzung und Budget beeinflussen einander – in beide Richtungen.
P.S.: Wir haben übrigens neue Bürostühle und freuen uns auf Ihren Besuch. Worüber sollen wir reden?
(C) Bild: Nate Grigg, flickr.com, Creative Commons-Lizenz